Gedicht über Ellenberg
Die Ellenberger Eiche
Hoch überm Dorf steht eine Eiche - halb verbrannt,
sie läd't an heißen Sommertagen ein zum Ruhen am Wegesrand.
Ich saß in ihrem Schatten, der Herbst - der war schon nah',
dacht an vergangene Zeit, wie anders sie doch war.
Ich sah hinab in unser Dorf, wo ich zu hause bin.
Geschäftigkeit wie eh und je, da geht die Zeit dahin.
Da hör' ich's raunen aus dem Baum und eine Stimme sich erheben,
sie sprach: "Ich will dir erzählen, was ich sah in meinem langen Leben.
Vor langer Zeit, man schrieb das Jahr 1367 hausten,
dort vier Familien, die ohne Rechte für andere arbeiten mussten.
1415 bekam das Dorf den Namen, "Elnberg" wurde es genannt.
25 Jahre später war es als "Ellemberg" bekannt.
22 Menschen lebten dort mit harter Arbeit und wenig Brot.
In den folgenden Jahren wuchs der Ort, 1604 lebten 13 Familien dort.
Jetzt hierß es Ellenberg wie heute, immer noch leibeigen die Leute.
Doch dann kam der Krieg für 30 Jahr', viel Schreckliches in dieser Zeit geschah.
Die Menschen litten Hungersnot, dann kam die Pest, mit ihr der Tod.
Nach 30 Jahren, die gingen ins Land, man nur noch 4 Familien fand.
Hundert Jahre später, ich sah alles blüh'n und gedeih'n,
war das Dorf größer als jetzt, 21 Familien waren hier daheim.
Das Dorf war groß und um mich herum
rodete man Wälder und machte davon Felder.
114 wurden von der Ernte ernährt, doch der Friede hatte nicht lange gewährt.
Der Krieg, er kam mit dem Tod im Gespann und Leid und Schmerz von neuem begann.
1910 es nur noch 16 Häuser gab, in den folgenden Jahren nahmen sie immer mehr ab.
Doch jetzt geht's wieder aufwärts, sieh' nur dort - so viele Kinder sind wieder im Ort.
Die Eiche schweigt, ich dachte bei mir, wie glücklich sind doch wir heute hier.
Wir haben Arbeit, haben Brot, wir alle leiden keine Not.
Können fröhlich wie heute rumsitzen, mit schönen Liedern und netten Witzen.
Uns den Abend gestalten, jedes Jahr die Glockenkirb oder das Brunnenfest halten.
Dies' kleine Dorf ist doch sehr fein, denn wir alle gehen in Hugo's Wirtschaft rein.
Und wenn ihr vor dem Eichbaum steht, dann denkt dran, wie die Zeit vergeht.
Laßt uns in Einigkeit das Leben heut' genießen.
Wer weiß, was uns die Zukunft bringt und wir noch leiden müssen.
Heide-Marie Diehl
1995